Aktion Dornröschen
Feministische Gruppierung, Temporär
April 1981 bis 1984
Zielsetzung: Einführung des Frauenstimm- und -Wahlrechts in Liechtenstein
Die Aktion Dornröschen wurde von Regina Marxer und Barbara Rheinberger ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Frauen aus ihrem politischen „Dornröschenschlaf“ aufzurütteln und das Frauenstimm- und Wahlrecht in Liechtenstein einzuführen. Die Gruppierung bestand aus zirka 17 Mitgliedern, war jedoch kein eingetragener Verein, sondern eine lose Gruppierung mit flacher Hierarchie, was als Merkmal feministischer Gruppierungen dieser Zeit galt. Anfangs bestand die Gruppierung ausschliesslich aus Frauen, ab 1982 kam die lose Gruppierung „Männer für das Frauenstimmrecht“ hinzu. Die Gruppierung leistete mit künstlerischen Aktionen, LeserInnenbriefen und Vorträgen Überzeugungsarbeit. In der Zeit ihres Bestehens war die Aktion ständig Anfeindungen der GegnerInnen ausgesetzt und war mit zahlreichen anonymen Zuschriften konfrontiert – was für die Mitglieder teils schwierig auszuhalten war und deren Zivilcourage und Ausdauer erforderte.
Aktivitäten: Herausgabe der Broschüre „Frauenstimmrecht wofür?“ (29.11.1981 Präsentation im TAK vor zahlreichem Publikum). 1982 wurde das Flugblatt „Quadratschädel“ an alle Haushalte verteilt, was teils zu heftigen Reaktionen führte. Ebenfalls 1982 gelangten Mitglieder der Aktion mit einer Beschwerde an den Staatsgerichtshof wegen „Nichtaufnahme ins Stimmregister“. Diese wurde jedoch am 28. April 1982 abgewiesen 1983 gelangte die Gruppierung mit ihrem Anliegen an den Europarat in Strassburg, was in der liechtensteinischen Öffentlichkeit negativ aufgenommen wurde. 1982 bis 1984 wurden Gespräche mit Regierungs- und Landtagsmitgliedern geführt. Nach Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts 1984 löste sich die Gruppierung auf.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Literatur und Quellen
- Inventur. Zur Situation der Frauen in Liechtenstein, hg. vom Frauenprojekt Liechtenstein, Konzept und Redaktion: Veronika Marxer und Christel Hilti-Kaufmann, Bern/Dortmund 1994, 169–209.
- Claudia K. Lanter: Aufgewacht! Der dornige Weg zum Frauenwahlrecht in Liechtenstein, Triesen 2022, bes. S. 92–206.
- Julia Frick, „Aktion Dornröschen“, Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: https://historisches-lexikon.li/Aktion_Dornröschen
Arbeitsgruppe für die Frau
Politische Gruppierung
1971-1986; Zielsetzung: Gleichstellung der Frau in politischen und gesellschaftlichen Belangen
Die Arbeitsgruppe für die Frau wurde von Mitgliedern des Forums für Zeitfragen als dessen Untergruppe gegründet. Dies als Reaktion auf die Ablehnung des Frauenstimmrechts bei der Abstimmung 1971. Als Verein wurde die Arbeitsgruppe 1977 eingetragen. Sie äusserte sich in der Folge zu Gesetzesentwürfen und initiierte die Abstimmung zur Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts 1973 sowie u. a. das Tagesmütterwesen (woraus später das Eltern Kind Forum resultierte) mit. Sie brachte damalige Tabuthemen wie Schwangerschaftsabbruch und Vereinbarkeit von Familie und Beruf an die Öffentlichkeit. 1986 löste sich die Arbeitsgruppe für die Frau auf, als sich andere autonome Frauengruppen mit ähnlichen Zielen gebildet hatten. Die Arbeitsgruppe war die erste politische Frauengruppe, die sich öffentlich mit Gleichstellungsthemen auseinandersetzte und zielorientierte Lösungen suchte. Sie kann als Vorreiterin für die nachfolgenden politischen Frauenorganisationen betrachtet werden.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Frauen in guter Verfassung
Feministische Gruppierung, Verein
2004 bis heute; Zielsetzung: Förderung der Gleichstellung
Die Frauen in guter Verfassung formierten sich während der Verfassungsdiskussion und im Nachgang der Abstimmung zur Verfassungsänderung 2003, da die Demokratiediskussion hauptsächlich von Männern geprägt war und ist und sie die Mitsprache von Frauen in dieser Angelegenheit aus demokratischer Sicht für elementar hielten. Die Gründungsmitglieder des Vereins stammen aus der liechtensteinischen Frauenrechtsbewegung. Nach dem Scheitern der Initiative „Ja, damit deine Stimme zählt“ (2012, Aufhebung des absoluten fürstlichen Vetorechts) wandte sich der Verein neuen Zielsetzungen im Bereich Gleichstellung zu. Die Forderungen des CEDAW-Abkommens der UNO umzusetzen, ist eines der Ziele des Vereins. In Kooperation mit dem Frauennetz setzten sich die Frauen in guter Verfassung gegen die Abschaffung der Stabsstelle für Chancengleichheit und für die Gründung des Vereins für Menschenrechte ein. Der Verein ist aktiv im Frauennetz und greift aktuelle gesellschaftliche Themen wie zum Beispiel die „Genderdiskussion“ auf. Seit 2017 arbeitet der Verein an seinem bisher grössten Projekt, dem Aufbau des Frauenarchivs, um der Öffentlichkeit die Geschichte der Frauenbewegung Liechtensteins ab den 1960er-Jahren zugänglich zu machen und wissenschaftlich aufzubereiten.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Frauenhaus Liechtenstein
Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder
Gegründet 1990, Eröffnung der ersten Frauennotwohnung 1991
Das Frauenhaus bietet von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und deren Kindern aus Liechtenstein und der Region Unterkunft, Beratung, Schutz und Hilfe. Der Standort wird geheim gehalten. Davor hatte die infra schutzsuchenden Frauen ein Zimmer zur Verfügung gestellt, realisierte jedoch, dass ein eigenständiges Frauenhaus dringend notwendig war und trug das Thema häusliche Gewalt in die Öffentlichkeit und an die entsprechenden staatlichen Stellen. Nach der Eröffnung 1991 erfolgte 1999 die Anerkennung durch die liechtensteinische Regierung als privater Sozialhilfeträger. Das Frauenhaus wird seither zu ungefähr zwei Dritteln aus öffentlichen Geldern und zu einem Drittel aus privaten Spenden finanziert. Die Geschäftsstelle des Vereins weist durch Öffentlichkeitsarbeit auf die gesellschaftlichen Ursachen von Gewalt hin und versucht durch Präventionsarbeit, die Gewalt gegen Frauen zu thematisieren und zu verhindern.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Frauennetz Liechtenstein
Dachverband der Frauenorganisationen Liechtensteins
1997 Gründung des Netzwerks Frauennetz
2016 Gründung des Vereins Frauennetz Liechtenstein
Zielsetzung: faktische Gleichstellung von Frauen, Vernetzung
Seit 1997 bestand das Frauennetz bereits als loses Netzwerk, das von der Stabsstelle für Chancengleichheit koordiniert und geleitet wurde und viele Aktivitäten wie z.B. die Frauenstimmrechtsjubiläen, Frauenkongresse oder den Internationalen Tag der Frau organisierte. Im Rahmen der Verwaltungsreform engagierte sich das Frauennetz erfolglos gegen die Auflösung der Stabsstelle und initiierte erfolgreich die Errichtung eines Vereins für Menschenrechte. Als Folge der Auflösung der Stabsstelle und deren Eingliederung als Fachbereich ins Amt für Soziale Dienste sowie der gesetzlichen Neustrukturierung der Gleichstellungsaufgaben zwischen Fachbereich und dem neu errichteten Verein für Menschenrechte (Bericht & Antrag Nr. 57, 2016) organisierte sich das Frauennetz als Verein. In Kooperation mit dem Verein für Menschenrechte fördert das Frauennetz die Vernetzung von Organisationen, die sich für die Gleichstellung von Frau und Mann in den Bereichen Bildung, Erwerb, Familie, Politik und Medien einsetzen. Diese Organisationen können NGOs, politische Parteien oder staatliche Stellen sein. Gründungsmitglieder des Dachverbands sind: infra, Frauenhaus Liechtenstein, Frauen in guter Verfassung, Frauenunion der VU, Freie Liste, LANV Sektion Frauen und Zonta. Bis 2021 dazu kamen Hoi Quote, Eltern Kind Forum, BPW Club Rheintal, Stiftung Offene Jugendarbeit, Verein aha, Gehörlosen Kulturverein. Das Frauennetz bringt sich aktiv in den politischen Prozess ein und nimmt zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen öffentlich Stellung. Seit 2018 ist der Verein Frauennetz Träger des Projekts „Vielfalt in der Politik“.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra)
Beratungsstelle, Verein
1986 als Verein gegründet; Zielsetzung: Information und Beratung für Frauen
Die infra ist eine Anlaufstelle für Frauen, die Frauen zu juristischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Fragen informiert und berät. Dazu zählt auch die unentgeltliche Rechtsberatung. Die infra realisierte in den Anfangsjahren u. a. wichtige Projekte wie den Babysitterdienst und den Tagesmütterverein. Bis zur Entstehung des Frauenhauses 1991 stellte sie eine Notunterkunft für schutzsuchende Frauen und deren Kinder bereit. Die infra setzt sich für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein und fördert Frauen in ihrer autonomen Lebensgestaltung. Sie erarbeitet Informationsbroschüren, organisiert Veranstaltungen, macht Öffentlichkeitsarbeit und nimmt zu gesellschaftspolitischen und frauenspezifischen Themen Stellung. Seit 2010 engagiert sich die infra mit dem Projekt integra für die Integration und Inklusion von Migrantinnen. Sie bietet Einzelberatungen in der Muttersprache sowie Informationsveranstaltungen und Kurse für Migrantinnen an.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Komitee für das Frauenstimmrecht
Politische Gruppierung, Temporär
1969-1972; Zielsetzung: Einführung des Frauenstimmrecht- und Wahlrechts in Liechtenstein
Allererste politische Gruppierung von Frauen in Liechtenstein. Ihr einziges Ziel war die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts. Die Initiantinnen Bernadette Brunhart (geb. Biedermann) und Elfriede Winiger (geb. Seger) versuchten, durch Diskussionen und konstruktive Mitarbeit von Frauen in politischen Gremien Überzeugungsarbeit zu leisten. Sie wandten sich unter anderem mit Plakataktionen und Presseartikeln an die Öffentlichkeit. Das Komitee für das Frauenstimmrecht trat bewusst nicht kämpferisch auf. Als bei der Abstimmung von 1971 die liechtensteinischen Männer, trotz des Engagements, gegen die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts stimmten, löste sich die Gruppe 1972 auf.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)
Verein Bildungsarbeit für Frauen
Feministischer Verein
1985 bis 2007; Zielsetzung: Politische, soziale und kulturelle Weiterbildung von Frauen
1985 gründeten Frauen aus der feministisch-politischen Frauenrechtsbewegung Liechtensteins den Verein Bildungsarbeit für Frauen. Die Gründung stand im Zusammenhang mit der gesellschaftspolitischen Dynamik nach der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts 1984. Der Verein organisierte frauenspezifische Weiterbildungsangebote in den Bereichen Politik, Rhetorik, Staatskunde, Soziologie, Rechtswissenschaften, Ökonomie, Kultur, Kunst und Philosophie aus feministischem Blickwinkel. Sie reagierten zudem auf aktuelle politische Fragen mit Stellungnahmen zu Gesetzesvorlagen, Petitionen und Broschüren. Das Engagement der Mitglieder war zur Hauptsache ehrenamtlich. Der Film „Die andere Hälfte“ von Isolde Marxer und das Standardwerk „Inventur“ sind Produkte des Vereins. Durch das aufkommende Angebot anderer Organisationen (z. B. Erwachsenenbildung) und den grundsätzlich verbesserten Bildungsstand der Frauen war der Fortbestand des Vereins nach über zwanzigjähriger erfolgreicher Arbeit weniger dringlich – er löste sich 2007 auf.
(Zu Details siehe auch Originaldokumente im Katalog)